Die Ethnologie (bzw. das Fach Kultur- und Sozialanthropologie) weist eine hohe Kombinierbarkeit mit sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Fächern sowie mit vielen Naturwissenschaften auf.
Ethnolog*innen können sich innerhalb eines breiten Spektrums an Unterdisziplinen (z.B., Medizinethnologie, Ethnopharmakologie, Rechtsethnologie, Ethnobotanik, Ethnoökologie, historische Ethnologie, Wirtschaftsethnologie, Gender und Queer Studies, Bildungsethnologie, Entwicklungsethnologie u.v.a.m.) spezialisieren. Damit sind sie prädestiniert für interdisziplinäre Arbeit.
Neben ihren klassischen Berufsbildern in Wissenschaft und Forschung haben sich Ethnolog*innen eine breite Palette von Berufsbildern erschlossen. Sie arbeiten sowohl freiberuflich als auch angestellt in der Wirtschaft und Kreativwirtschaft, für die Zivilgesellschaft oder im öffentlichen Sektor. Wichtige Berufsbilder haben wir für Sie hier visualisiert:
Ethnolog*innen bieten Ihnen jeweils eine ganz individuelle Vielfalt an Kompetenzen. Diese beruht auf der jeweiligen Fächerkombination, thematischen und regionalen Schwerpunkten sowie auf beruflichen Erfahrungen und zusätzlichen Ausbildungen. „Typisch ethnologische“ Kompetenzen drücken der individuellen Kombination ihren unverwechselbaren Stempel auf.
Die für Ihre Fragestellung passenden Kompetenzen finden Sie hier.
Ganzheit bedeutet, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile und auch mehr als die erkennbaren Zusammenhänge zwischen seinen Teilen.
Kulturelle und soziale Phänomene stehen niemals isoliert da. Sie sind immer auf Bündel anderer kultureller und sozialer Phänomene in der Vergangenheit und Gegenwart bezogen. Dabei bilden sie feine, komplexe und dynamische Bedeutungsnetze, welche wiederum Teile größere Zusammenhänge darstellen können.
Der ethnologische Blick erfasst möglichst vieldimensional Aspekte, Bedeutungsebenen und Bedeutungsvarianten von menschlichen Äußerungen, Verhaltensweisen, Emotionen, sozialen Praxen, Systemen und Sub-Systemen, Lebenswelten, Objekten, Technologien etc. in ihrem Zusammenhang untereinander und mit der natürlichen Mitwelt und mit anderen Spezies.
Der ganzheitliche Blick identifiziert Verbindungen, Netzwerkstrukturen und Wechselwirkungen zwischen diesen Phänomenen und analysiert sie in ihren kulturellen, historischen, sozialen, politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialpsychologischen Beziehungen.
Multiperspektivität
Ethnolog*innen arbeiten mit einem methodischen Perspektivenwechsel zwischen „etischen“ Außenperspektiven, „emischen“ Binnenperspektiven der betreffenden Gruppe(n), zwischen Frosch- und Adlerperspektive und zwischen holistischer Analyse und der Subjektivität ihres mittendrin Dabeiseins.
Der Erkenntnisprozess findet in den Spannungsfeldern zwischen diesen verschiedenen Perspektiven und zwischen ihren Reibungsflächen statt.
Diesen Spannungsraum erschließen sich Ethnolog*innen neben anderen Methoden der qualitativen Sozialforschung durch genaues, vorbehaltloses Zuhören, Beobachten, Fragen und Teilnehmen sowie systematische Dokumentation, Reflexivität und Analyse anhand von Forschungsfragen.
Durch diese Methoden ergibt sich schrittweise eine informierte hypothetische Annäherung an Binnenperspektiven, zugleich verändert sich die eigenen Perspektive hin zu einer ganzheitlicheren und interkulturell ausgebildeten multiperspektivischen Weltsicht.
Systemischer Ansatz
Die ethnologische Haltung ist per se systemisch ausgerichtet und ist damit unter anderem in hohem Maße kompatibel mit systemischen Ansätzen in Coaching und Beratung, in der Sozialen Arbeit und der Pädagogik.
Soziale Gruppen, Individuen, kulturelle Strukturen und Zusammenhänge werden jeweils als (Bedeutungs-) Systeme verstanden. Soziologische Systemtheorien werden berücksichtigt, ohne dabei stehen zu bleiben.
Systemische Fragen gehören zum Repertoire ethnologischer Fragetechniken.
Reflexivität
Hohes Reflexionsvermögen hinsichtlich der eigenen Rolle und der jeweiligen sozialen und kulturellen Situation aus ganzheitlicher Perspektive.
Professionelle Anwendung verschiedener Techniken der Selbstreflexion und der eigenen Rolle in ihrem gesellschaftlichen und situativen Kontext.
Interkulturelle Kompetenz
Ethnolog*innen verfügen über
regional- und lokalspezifisches Fachwissen
themen-spezifisches Fachwissen
Kenntnisse über die Varianzbreite menschlicher Kulturen, sozialer Organisationen und sozio-ökonomischer, politischer sowie sonstiger kultureller Strategien
eine theoretische und methodologische Fundierung ihrer interkulturellen Kompetenz
oft besonders intensive und methodisch reflektierte Erfahrungen in interkulturellen Kontexten
große Erfahrung in interkultureller Kommunikation
eine Routine, die kulturelle und soziale Perspektive anderer mitzudenken
die Fähigkeit, kulturell unterschiedliche Lebens- und Denkweisen sowie Weltdeutungen und Identitätskonstruktionen nachzuvollziehen und zu deuten
die Fähigkeit, sich auf unbekannte oder zunächst fremd erscheinende soziale Praktiken und Denkweisen einzulassen, ohne diese automatisch zu be- oder verurteilen
die Bereitschaft, als problematisch bewertete kulturelle Unterschiede auszuhalten und konstruktiv und wertschätzend damit umzugehen, ohne dabei einen eigenen Wertekompass aus den Augen zu verlieren
die professionelle Fähigkeit, sich schnell und systematisch in einen neuen („fremden“) sozialen oder kulturellen Kontext bzw. ein System (Unternehmen, Organisationen, Kulturen und Subkulturen, Gruppen, Fachkulturen, Denksysteme) zurechtzufinden und einzupassen
die Fähigkeit, sich in solchen „fremden“ Kontexten professionell und ergebnisorientiert zu verhalten
Themenspezifisches Fachwissen
Ethnolog*innen haben
tiefes themenspezifisches Fachwissen je nach Fächerkombination, thematischen Schwerpunkten, Berufserfahrung und weiteren Ausbildungen.
Regionalspezifisches Fachwissen
Ethnolog*innen haben
regional- und lokalspezifisches Fachwissen (oft nicht nur zu einer Region).